Das Experiment – enjoy yourself

Das Experiment – enjoy yourself

Das Experiment – enjoy yourself

  • Posted by Nicole Bee
  • On July 11, 2013
  • 1 Comments

RudeltierEnjoy Yourself! Oft schon habe ich diesen Satz in meinen USA-Urlauben gehört. Gemocht habe ich ihn aber noch nie – wahrscheinlich, weil ich fürchte, was dahinter steckt. Ich soll mein Leben auch alleine genießen können!

Darin war ich noch nie gut! Meine Freundin Anke erkannte dies schon vor einiger Zeit: „ Mensch Beechen, du bist doch auch ein Rudeltier!“ Ich bin nicht gerne alleine, brauche immer Leute um mich, habe gerne mein Haus voller Gäste – je größer die Runde, desto besser. Ich frage immer nach der Meinung meiner Freundinnen und hasse es, alleine in ein Restaurant zu gehen (ohne Buch, in das ich hineinschauen kann, aber nicht lese – schonmal gar nicht). Ich teile meine Erlebnisse einfach gerne und weiss sie nicht zu verarbeiten, wenn ich nicht drüber quatschen kann.

Derzeit übe ich mich etwas im Alleinsein. Weit weg von meinem Freund, meinen eigenen vier Wänden und der gewohnten Umgebung steht das Rudeltier nun einsam und verlassen da. Nein –  ganz so tragisch ist es nicht, aber ich werde heute etwas tun, vor dem ich mich 34 Jahre lang gedrückt habe. Heute werde ich der Welt und besonders mir beweisen, dass ich auch mal alleine sein kann: Ich gehe alleine ins Kino!

Ich läute den Kinoabend mit einem Essen ein. Schließlich muss ich mich langsam steigern und alleine essen gehen (mit Buch), das habe ich hin und wieder auf meinen Reisen tun müssen. Natürlich nehme ich mir meinen Schreibblock und eine Zeitschrift mit,  hinter der ich mich super verstecken und lesen kann. So bin ich abgelenkt. Was soll ich denn sonst auch tun? Nachdenken? Lieber nicht, davon habe ich gerade sowieso schon eine Überdosis! Leute beobachten? Langweilig!

Tapfer lege ich die Zeitschrift beiseite und glaube schnell einen Vorteil des alleine Essen-Gehens entdeckt zu haben – ich kann anderen Leuten zuhören, was manchmal interessanter ist als zu beobachten. Hinter mir höre ich einen zukünftigen Millionär über seine Geschäfte palavern. Er hat DIE Geheimwaffe gegen Milben bei Hühnern entdeckt, die den Ausbruch gefährlicher Viren verhindert. 50 Milliarden Hühner werden nach seinen Ausführungen jährlich weltweit getötet und immer mehr sind von Viren befallen. Anhand dieser Zahl erläutert der Virenbekämpfer die Bedeutung seines Produktes und rechnet seine zukünftigen Millionen angeberisch aus. Gut, dass ich Fisch bestellt habe!

Ich besinne mich wieder darauf, alleine zu sein, aber ehrlich gesagt fand ich Menschen, die alleine irgendwo hingehen immer seltsam. Warum schauen sie den Film nicht zu Hause an oder nehmen ihren Partner oder ihre Freunde mit? Warum setzt sich jemand alleine in ein Restaurant oder Kino? Es fällt mir auch immer noch schwer dies nachzuvollziehen, aber mal sehen – vielleicht ist es total entspannend auch einmal alleine zwischen knutschenden Pärchen im Kino zu sitzen. Wenigstens muss ich mit niemandem um die Popcorntüte kämpfen, um auch etwas zu bekommen.

Also gut, einen Liebesfilm suche ich auf keinen Fall aus, dann fallen die knutschenden Pärchen hoffentlich zum großen Teil weg. Action und Horror schließe ich sofort aus – es bleibt nur noch die Komödie übrig. Gesagt, getan,ohne lange weiter darüber nachzudenken.

Das fängt ja gut an: Die Kassiererin grinst mich schon so komisch an. Mitleid? Auf dem Bildschirm kann ich erkennen, dass noch keine weitere Karte verkauft wurde. Vielleicht hätte ich mir nicht die Vorstellung um 19 Uhr an einem heißen Sommertag aussuchen sollen?! Noch dazu ein Alternativkino mit Film in Originalton (in Spanisch)… Sollte dies die extreme Version der alleine ins Kino gehen Aktion werden?

Schon der Gang zur Toilette vor Filmbeginn gestaltet sich schwierig. Wer hält denn jetzt meine Bionade? Na gut, dann muss ich die Flasche eben mitnehmen, aber natürlich lasse ich sie auf der Ablage am Waschtisch stehen. Plötzlich höre ich Stimmen. Ja, sie sprechen Spanisch! Die wollen bestimmt auch in den Film – und so ist es. Ich bin doch nicht ganz alleine! Insgesamt sind ca. 15 Zuschauer im Saal und drei davon auch alleine, so wie ich. Nichts desto trotz fühle ich mich einsam. Popcorn alleine essen macht keinen Spaß und vor allem habe ich niemandem, mit dem ich mich darüber aufregen kann, wie schlecht dieser Film ist.

FAZIT: Ich bin und bleibe ein Rudeltier! … und wenn ich irgendwann in meinem Leben noch einmal alleine ins Kino gehe, dann komme ich ganz kurz vor Filmbeginn und gehe vorher zu Hause zur Toilette.

 

 

1 Comment

Katja
Haha, Du sprichst mir aus der Seele!!! Ich bin dann wohl auch eher ein Rudeltier... Denn vor einigen Jahren (ist schon ne Weile her - da gabs noch keine Blogs) habe ich ein ähnliches Experiment gestartet und, glaube mir, mein Blog hätte wie Deiner geklungen, hätte ich einen gehabt!!! Es war fast eine Mutprobe! Und nach bestandener Tag fühlte ich mich sooooooooo stolz... Und trotzdem - ich habs nur ein einziges Mal getan...

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